Eis oder Kuchen?

Wer hat schon gern die Qual der Wahl?

 

Fangen wir an mit meinem Lieblings-Eiscafé auf Usedom: das Café Moritz in Koserow.

Mindestens 30 Sorten Eis aus eigener Produktion und über 10 Sorten hausgemachte Torten und selbst gebackener Kuchen machen es einem nicht leicht, sich endlich zu entscheiden, denn die Schlange ist lang und wird auch immer länger.

Wenn du dich dann endlich entschieden konntest, bleibt es weiterhin spannend, denn gerade in der Hochsaisondarfst du etwas mehr Zeit mitbringen. Hier wird noch jeder Eisbecher mit viel Liebe gemacht - egal wie voll das Café besetzt ist. Und ich verspreche dir, wenn das Warten dann ein Ende hat, wirst du geschmacklich einfach nur überzeugt.

 

Hofcafé Tante Wally

 

„Habt ihr alle kein zu Hause?“ Ich liebe diesen pommerschen Humor! Mit einem Schmunzeln im Gesicht begrüßt uns liebevoll die Familie Kestermann.

Es ist kurz vor 14 Uhr, ich warte in einer sich bereits gebildeten Schlange vor dem Hofcafé „Tante Wally“ in Neppermin. Die Türen sind noch verriegelt. Das Café öffnet Punkt 14 Uhr.

Seit April 2011 existiert bereits dieses kleine romantische Hofcafé und ist mittlerweile ein beliebter Inseltipp, wenn es um kleine versteckte Gartencafés auf Usedom geht. Du siehst sofort, wieviel Zeit, Mühe und Liebe in den Aufbau von Haus, Hof und Garten gesteckt wurde. Seither wurden bereits zahlreiche Gäste mit selbstgebackenen Kuchen und Torten, leckeren Eiskreationen sowie warmen Speisen, wie zum Beispiel mit köstlichen Flammkuchen, verwöhnt. 

Ich suche mir ein nettes Plätzchen, bestelle mir einen Französischen Eismokka und ein Stück „Faule Weiber“. Welcher Kuchen sich hinter diesem Namen versteckt, musst du schon selbst herausfinden. Ich empfehle dir also unbedingt eine kleine Fahrradtour ins Hinterland, in Richtung Neppermin mit Zwischenstopp bei „Tante Wally“! Bei nicht ganz so gutem Wetter öffnet auch die kleine und gemütliche Kaminstube auf dem Hof. Ein wirklich sehr schnuckeliges Fleckchen Erde.

 

vergiss Dein nicht

 

Weiter versteckt im Hinterland befindet sich das „vergiss Dein nicht“ – das etwas andere Café, wie es sich selbst betitelt. Hier kannst du in jedem Fall zur Ruhe kommen und deine Seele baumeln lassen, dich entspannen und sehr leckeren, selbst gebackenen Kuchen oder liebevoll angerichtete warme Speisen genießen. Ich bestelle mir ein Stück Käsekuchen und einen Eiskaffee mit frisch aufgeschlagener Sahne. An diesem Tag ist es sehr heiß und ich bekomme außerdem gratis ein Glas Wasser dazu. Wie alle Gäste an diesem Tag – eine sehr nette Geste, wie ich finde.

 Im Café selbst kannst du außerdem tolle und ausgefallene Antiquitäten ergattern. Aktuell sehr beliebt sind Stehlampen, welche aussehen wie Puppen mit einem Schirm in der Hand. Ziemlich außergewöhnlich, wie fast alles dort. Der wundervolle Märchengarten ist sehr weitläufig und überall blüht und grünt es. Gleich nebenan befindet sich auch das Wisent-Gehege im kleinen Örtchen Dargen. Eine perfekte Kombination für einen kleinen Ausflug ins idyllische Hinterland. Wie lange es das Café in dieser Form noch geben wird, steht wohl in den Sternen. Die Inhaberin ist bereits 74 und möchte nun langsam kürzer treten, um mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen zu können. Ursula Rösener sucht also einen Nachfolger, aber eben nicht jedermann – verständlich!

 

Gartencafé Naschkatze

 

Nun mache ich mich auf den Weg auf die ganze andere Inselseite, nach Krummin, in Richtung Wolgast. Hier wird mir mal wieder bewusst, dass Usedom gar nicht mal so klein ist. Schon der Weg dorthin – in Richtung Krummin, durch eine der schönsten Lindenallees in Mecklenburg-Vorpommern, lässt mich jedes Mal in eine andere Welt eintauchen. Hier bist du richtig gut aufgehoben, wenn du den Charme eines idyllisch am Achterwasser gelegenen Dörfchens genießen möchtest, weit weg vom stressigen Alltag und dem vielen Autoverkehr. Meine Reise führt mich in die „Naschkatze“. Das Café wirkt schon beim Betreten sehr einladend und gemütlich, als wärest du zum Kaffee und Kuchen im Garten bei Freunden eingeladen. Es wirkt alle sehr verspielt, mit viel Liebe zum Detail und überall grünt es – soweit das Auge reicht. Du sitzt zwischen Apfel- und Birnenbäumen und wunderschönen Blumen. Einmal Platz genommen, magst du gar nicht mehr aufstehen, als würde die Zeit stehen bleiben. Gut, deinen Kaffee und Kuchen musst du dir schon selbst holen, wie aber in den meisten Gartencafés auf Usedom. Ich bestelle mir einen Tee und eine Rhabarber-Baisertorte und suche mir ein gemütliches Plätzchen im Garten. Ab und an kommen auch einheimische Gäste auf einen Kaffee und einen kurzen Schnack vorbei. Man kennt sich eben auf Usedom und ich liebe dieses Heimatgefühl. Wenn du möchtest und Zeit ist, kannst du dir all die Pflanzen im Garten sogar erklären lassen. Für Kinder stehen Unmengen an „alten“ Spielsachen zur Verfügung. Und auch hier gibt es eine Schlecht-Wetter-Variante, einen überdachten und beheizten Bereich in der Naschkatze. Nach deinem Besuch dort empfehle ich dir außerdem noch ein paar Schritte weiter zum Krumminer Hafen zu laufen – einer der schönsten Naturhäfen der Insel.

 

Café Seelchen

 

Bleiben wir direkt in der Umgebung. Von Krummin aus kannst du auch super bis hin zum Gnitz am Achterwasser entlang radeln. Angekommen im Café Seelchen in Neuendorf, fühlst du dich auch tatsächlich sofort angekommen. Schon die Begrüßung ist so herzlich. Der Flo erklärt dir alle Kuchen und Torten ganz genau, was die Entscheidung jedoch nicht leichter macht. Ich entscheide mich dann doch, für einen köstlichen Cappuccino, welcher immer so liebevoll zubereitet wird, und für ein Stück Zitronenkuchen und suche mir ein Plätzchen im Garten. Wäre alles frei, würde ich mich wieder nicht entscheiden können. Setze ich mich in die Kusshaltestelle oder in den Stall mit dem Namen „Wohnzimmer“ oder einfach in den wunderschön angelegten Hofgarten? Ich entscheide mich für ein Plätzchen am Haus und lasse den anderen Gästen den Vortritt.

Alina, die Inhaberin nimmt kurz bei mir Platz und erzählt, wie kreativ sie und ihr Team in der Corona-Zwangspause waren und was sie alles noch vorhaben.

Die Zinnowitzerin hat Himmelfahrt 2019 ihren Traum von einem eigenen Café umgesetzt und lockt seitdem die Inselurlauber sowie auch die Einheimischen mit immer wieder neuen Ideen und Kreationen in das kleine Dörfchen. Es wurde viel gemalt, getüftelt und gebaut. Es gibt jetzt Shirts und Hoodies im Seelchen-Stil sowie Ketten, Ringe und Armreifen. Ganz neu ist die Softeisbude! Die befand sich an diesem Tag aber noch in Bau und muss unbedingt noch von mir getestet werden. Und von dir natürlich auch!

Was es in diesem Café jedoch nicht gibt: Keine Termine! Kein W-LAN! Keine Kartenzahlung! Nur Landluft und Ruhe! Jetzt entscheidest du!

 

Waldcafé „Tendenz“ & Haus „Waldesruh“

 

Hier war ich tatsächlich noch nie! Weil man es aber auch nicht wirklich gleich entdeckt. Abseits von der Flaniermeile und vom Promenadentrubel in Zinnowitz überrascht mich am Waldrand das historische Waldcafé „Tendenz“ und Haus mit dem Namen „Waldesruh“. Der Garten wirkt märchenhaft, wild und urig zugleich. Ich schlendere ganz bedacht durch den Hof und genieße die Ruhe. Du findest eine große Auswahl an erlesenen Tee- und Kaffeesorten sowie selbstgebackene Torten und Kuchen vor. Der Tee wird sogar mit einer Teeuhr an den Tisch gebracht und die Tische haben in der Tat eigene Namen, wie zum Beispiel Effi oder Auguste. Einen Teil von dieser Idylle kannst du sogar mit nach Hause nehmen. Im gut sortiertem Hofladen kannst du Kaffee, Tee, Marmeladen, Porzellan, Gewürze, Seifen, Kerzen, Stoffe und vieles mehr kaufen. Und überall duftet es so schön!

Vom sonst so überlaufenden Zinnowitz keine Spur mehr. Du hörst absolut nichts, außer Bienengesumme und Vogelgezwitscher.

 

Manchmal brauch ich das schon noch: Mich an die mit Leben gefüllte Promenade setzen, Eis schlecken und Leute beobachten. Aber wenn ich Ruhe suche, dann wird es auf jeden Fall wieder eines dieser schnuckeligen Gartencafés im Hinterland.

 

Maxi‘s Bubble Waffle

Manchmal muss man auch mal die jungen Leute fragen, was so angesagt ist und ob sie mal Lust auf etwas Neues haben. Im Lockdown Anfang des Jahres 2021 hat die Café-Moritz-Familie die Möglichkeit genutzt, ihre einheimischen Gäste mit ihrem Außer-Haus-Angebot etwas vom Corona-Blues abzulenken und mit ihren leckeren hausgemachten Eissorten glücklich zu machen. An den Wochenenden bildete ich zunehmend eine lange Schlange. Zusätzlich zu ihrem Café in Koserow holte Familie Grambow-Knuth dann auch ihren Eiswagen aus dem Winterschlaf und stellte diesen prompt vor ihre Haustür. Dieses Konzept lief jedoch erst nicht so an. Die mittlerweile dreizehnjährige Tochter Maxi stöberte im Internet und brachte die Idee mit der Bubble-Waffle auf den Tisch. Bubble was? Kennt doch kein Mensch! Doch schon am ersten Tag der Eröffnung von Maxi´s Bubble Waffle Wagen standen die Menschen bis zwei Stunden in der Schlange an, um sich Maxi´s Bubble Waffle to go zu gönnen! Was für ein toller Erfolg! Für die, die noch immer nicht wissen, was eine Bubble Waffle ist – das sind mit Eis und Süßigkeiten und/oder fischen Früchten und Sahne und Topping, usw. gefüllte Eierwaffeln – ein Foodtrend aus Hongkong und in den großen Städten bereits lange Zeit weltbekannt.

Mittlerweile gibt es auch einen Bubble Waffle Beach im Garten der Familie. Da wurde einfach mal der Rasen durch Strandsand ausgetauscht und Strandliegen mit kleinen Tischchen aufgestellt. Mehr Beach-Flair geht nicht und wird von den Urlaubern und Einheimischen und von mir sowieso richtig gut angenommen.

Kaffeegarten Alte Feuerwehr Benz

Endlich habe ich es auch mal hierher geschafft! Dieses Café fehlt mir nämlich schon lange in meinen Highlights der Gartencafés. Gut, für den Garten war es an diesem Tag zu kalt und zu nass, aber dafür durfte ich diese liebevolle Atmosphäre in der alten Feuerwehr genießen. Die Möbel sind alle ganz individuell und selbst restauriert. Und natürlich habe ich auch gleich meinen Lieblingsplatz gefunden. Im Übrigen mit Blick durch die großzügige Glasfassade auf die echt schöne Benzer St. Petri Kirche. 

Ganz traditionell habe ich mir selbstverständlich einen üppigen Windbeutel gegönnt. Den gibt es in den unterschiedlichsten Variationen und ist ziemlich lecker. Neben hausgebackenem Kuchen, Torten und Waffeln gibt es aber auch Herzhaftes wie Suppe und Quiche sowie regionale Spezialitäten. Muss ich auf jeden Fall auch noch alles probieren!